02. August 2019 Die diesjährige Gepäcktour führte uns in die Mitte Deutschlands. Auf dem Plan standen 3 Paddeltage auf der Werra ab Hörschel (nahe Eisenach) und anschließend 3 weitere Tage auf der Weser bis Hameln, insgesamt ca. 250km.
Nach erfolgter samstäglicher Anreise trafen sich die Gruppen auf dem sehr chilligen Naturcampingplatz in Altenburschla. Hier verbrachten wir die ersten beiden Nächte. Zusammen mit unseren Freunden des Schwestervereins WSC Bayer Dormagen sind wir eine Gruppe von 14 Paddlerinnen und Paddlern. Was uns die nächsten Tage täglich erwartet, kann hier geübt werden, Zelt aufbauen und am (über)nächsten Morgen wieder abbauen.
Ein Grill wurde uns von den netten jungen Campingplatzpächtern zur Verfügung gestellt, alles andere für einen gemütlichen ersten Abend haben wir selbst dabei. Schon an diesem Abend konnte man ahnen, das passt ganz gut mit der Gruppe, könnte viel Spaß geben.
Sonntag, der erste Paddeltag
Zum letzten Mal während der Tour haben wir am heutigen Tage die Busse und Anhänger benötigt. Unsere Einsatzstelle in Hörschel liegt knapp 44 km stromaufwärts. Beim dortigen „Kanu-Club Rennsteig Hörschel“ haben wir die Boote zu Wasser gelassen und los geht’s, endlich paddeln.
Ausgebremst wurden wir allerdings schon 4km später. Das Wehr bei Spichra war erreicht. Also, raus aus den Booten, Boot auf den Bootswagen laden und zum Einstieg bollern. So richtig doll waren Ein-und Ausstieg für Wanderkanuten nicht angelegt, sehr steinig und gar nicht mal so einfach raus und reinzukommen. Aber mit gegenseitiger Hilfe klappt es dann doch.
Die Landschaft ist wirklich toll und die Werra fließt mit flotter Strömung, so macht paddeln Spaß. Wenn nur die Wehre nicht wären. Es sollten am heutigen Tag noch 3 weitere Wehre sein. Wegen der Anfahrt und kurzer unfreiwilliger Ablängerung auf dem Weg dorthin, sind wir nicht ganz so früh aufs Wasser gekommen. 44 km sind auch kein Pappenstil und die Busse mussten am Abend noch abgeholt werden. So blieb nicht viel Zeit für Pausen und wir mussten an den Biergärten vorbeifahren.
Endlich in Altenburschla angekommen, haben Jürgen und ich -mit Shuttleservice durch die Campingplatzbesitzer- rasch die Busse geholt. Eine Gaststätte wurde schon vorher in der Nähe des Campinglatzes ausgemacht. Die hat sich aber leider als nicht so gastlich rausgestellt. Terrasse und Küche sind zwar geöffnet, aber „Essen können wir für sie nicht bieten, wir könnten die Qualität nicht halten“. Häh? Wir hatten einfach nur Hunger und Lust auf ein Bierchen.
Egal, im Nachbarort wurden wir hervorragend bekocht und konnten -noch dazu im Planwagen- essen.
Montag, weiter geht’s mit flotter Strömung
…und mit mehreren Umtragen an den Wehren.
Allerdings standen heute nur 36 km paddeln an, dazu noch ohne Busfahren. Also alles etwas entspannter als am Vortag.
Interessant ist auch, was man unterwegs von seinen Mitpaddlern zur Geschichte (des Flusses) erfährt: Zu Zeiten des geteilten Deutschlands war die Werra zum größten Teil der Grenzfluss zwischen Hessen und Thüringen. Die Bachmitte war die Grenze. Der eine Teil gehörte auf Westdeutsche Seite und die andere Hälfte gehörte zur DDR. Es gab Grenzsperranlagen der DDR, die verhindern sollten, dass man mit dem Boot die Grenze über die Werra verlassen konnte. Riesige Metallzäune wurden in das Flussbett der Werra gerammt um zu verhindern, dass man tauchen oder sonstige Sachen machen konnte um die DDR zu verlassen. Die Metallgitter waren übrigens schwenkbar. Sie wurden nur bei Hochwasser hochgezogen, damit die Sperranlage nicht durch Treibgut beschädigt werden konnte. Kaum noch vorstellbar, kann man doch heute ungehindert die Werra befahren, egal ob in Hessen oder Thüringen.
Unser heutiges Ziel ist die Camping Oase Wahlhausen, Ausstieg in Fahrtrichtung rechts.
Bei dem ein oder anderen Dauercamper konnte man eine peinlichst gepflegte Parzelle nebst Gartenzwerg und Co bewundern. Erstaunlich, so unterschiedlich können die Vorstellungen von Camping sein. Bei Kanuten siehts mit den zum Trocknen rumliegenden Klamotten ja gern mal etwas rummelig aus. Aber nett war es dennoch, in der kleinen Campingplatzgastätte konnten wir gemeinsam Abend essen, Brötchenservice gabs am nächsten Morgen und frühstücken durften wir bei Regen auf der überdachten Terrasse.
Dienstag, Selbstbedienungsschleusen ersparen manche Umtragung
Mittlerweile stellt sich bei Allen beim morgendlichen Zeltabbauen und Packen Routine ein.
Nachdem alle Boote über die viel zu steile und schmale Steintreppe und den wackeligen Schwimmsteg zu Wasser gelassen waren, geht’s los.
Heute konnten wir zweimal Schleusen und uns so das lästige und teils anstrengende Umtragen der schwer beladenen Boote ersparen. Klasse, Jörg hat netterweise das Bedienen der Schleusen übernommen.
In Hann. Münden haben wir unser heutiges Tagesziel erreicht. Und auch das Ende der Werra, diese bildet hier am Zusammenfluss mit der Fulda die Weser.
Zum Tagesabschluss gab es ein „All-you-can-eat Buffet im Ratsbrauhaus. Sehr lecker und sehr viel…
Bombenstimmung am Mittwoch auf der Weser
Voller Freude ging es am Mittwochmorgen auf die Weser zum Paddeln. Endlich keine Wehr mehr, freie Fahrt bis zum Zielort Hameln. OK, ein bisschen Wehmut war auch mit dabei, paddeltechnisch ist die Werra etwas interessanter als die Weser.
Die letzten waren noch nicht auf dem Wasser, da kam auch schon ein Einsatzboot der Wasserschutzpolizei angerauscht. Ca 9 km unterhalb hat es einen Bombenfund gegeben. Die Weser wurde zu diesem Zwecke großzügig gesperrt. Nach kurzer Absprache hat der nette Beamte der WaPo uns eine Frist von 45 Minuten gegeben. Wenn wir es nicht rechtzeitig schaffen, müssen wir etwa drei Stunden warten. Also kräftig „an ne Schüpp“ ziehen. Kein Problem, wir sind rechtzeitig durch. Eine Stunde später hörten wir einen lauten Knall. Die Bombe konnte nicht entschärft werden und ist kontrolliert gezündet worden.
Das Wetter ist irgendwann umgeschlagen und es fing an zu schütten. Und es hörte so schnell auch nicht auf. Die meisten von uns haben im strömenden Regen ihre Zelte aufgebaut. Manche wiederrum, nach kurzer Diskussion zur besten Strategie, behielten die Nerven und bauten ihr Zelt erst Stunden später im Trockenen auf.
Leider war die Weserbrücke gesperrt, so blieb uns der Zugang zur Stadt verwehrt.
Donnerstag, wir paddeln auch bei Sonnenschein
Schon am frühen Morgen scheint die Sonne.
Bis auf ein wenig „Restfeuchtigkeit“ geht es mit fast trockenem Equipment wieder los. Zur letzten Zwischenübernachtung vor dem Ziel sind wir auf dem schönen und dazu noch sehr preiswerten Campinplatz in Polle angekommen.
Freitag, die letzte Etappe bis Hameln.
Zum letzten Mal wurde nach dem Abbauen der Zelte alles in die Boote gepackt.
Auf geht’s nach Hameln.
Nach der Pause hatten wir Gelegenheit, uns mit den Schallsignalen der Binnenschifffahrt auseinander zu setzen. Knapp oberhalb unserer Pausenstelle kam genau in dem Moment ein Personenschiff um die Kurve, als wir wieder einstiegen. Dies wendete jedoch und so gab es erstmal Entwarnung. Bis das Schiff dann in Rückwärtsfahrt doch in unsere Richtung fuhr, begleitet von einigem Hupen: Dreimal kurz, was soviel heißt wie: „Meine Maschine geht rückwärts„ Kurz später gab es noch einmal seehr langes Hupen: „Achtung“. Oder in dem Fall, haut aber und fahrt mir aus dem Weg. Einer der Kanuten war dem Schiffer wohl nicht schnell genug weg. Etwa 300m unterhalb gab es eine Anlegestelle, diese hat das Schiff in Rückwärtsfahrt angesteuert.
Nach nachmittäglicher Hitzeschlacht haben wir unser Ziel beim Kanu Club Hameln erreicht. Schön gelegen und doch Stadtnah. Nur 15 Minuten Fußweg und man ist in der Altstadt.
Am Samstag stand für Peter, Carsten und Gustav das Busabholen in Altenburschla an. Wir anderen hatten die Gelegenheit, einfach mal nix zu tun oder Hameln zu erkunden.
Am Abschlussabend haben wir nochmal gemeinsam Grillen können und bei ein – zwei Bierchen die Tour ausklingen lassen.
Sonntag morgen hieß es alles zusammenpacken, in die Busse unserer beiden Kanuvereine packen und Abschied nehmen.
Was bleibt noch zu sagen:
Wir hatten ‚ne Menge Spaß miteinander, es war eine tolle Truppe, die in der kurzen Zeit zu einer guten Gemeinschaft zusammengewachsen ist.
Der Spruch: „Wenn jeder an sich selber denkt, ist auch an alle gedacht“ entpuppte sich zum Glück nur als Spaß, geholfen haben wir uns gegenseitig. Sonst wäre es unterwegs, insbesondere beim Umtragen und an den Ein- und Ausstiegen, auch schwierig geworden.
Vielen Dank an Peter, für die sehr gute Organisation, an alle Shuttlefahrer, helfenden Hände, Einkäufer, …
Danke an alle Mitpaddler, für diese tolle und harmonische Tour.
Bilder: Elke, Frank, Wolfgang, Andreas, Petra (falls ich jemanden vergessen habe bitte nicht böse sein, meldet euch)
Text: Andreas