Dormagen, 29. September 2024 „Endlich wieder Wassertraining!“, freut sich Marten Konrad vom WSC Bayer Dormagen. In der kommenden Woche darf er erstmals wieder mit leichtem Training auf dem Wasser beginnen. Gut drei Monate musste er pausieren, nachdem er sich beim 3. Rennen zum Deutschlandcup die Schulter ausgekugelt hatte. Damit war die Saison für ihn gelaufen und die Teilnahme an internationalen Meisterschaftsrennen, für die er sich im Frühjahr qualifiziert hatte, ausgeschlossen.
Schon die letzte Saison war für Konrad unglücklich gelaufen. Nachdem er 2021 und 2022 dann sogar als bester Deutscher in die Juniorennationalmannschaft gefahren war, verpasste er als Viertbester in seinem letzten Jahr bei den U18-Fahrern die Qualifikation.
„Umso mehr hat es mich gefreut, dass es dann gleich im ersten Jahr bei der U23 geklappt hat“, meint Konrad. Ende April stand die Nationalmannschaft nach je zwei Rennen in Markkleeberg und Augsburg fest, und Konrad gehörte mit drei Finalteilnahmen dazu. „Die Vorläufe liefen bei mir insgesamt besser als die Endläufe, aber entscheidend war für mich der Einzug ins nationale Team“, meint Konrad nicht ohne Selbstkritik, „optimale Läufe gibt es nicht.“
Dann nach den ersten beiden Wettkämpfen zum Deutschlandcup in Lofer, wo er einmal Platz 1 und einmal Platz 8 erzielte, kam es beim dritten Durchgang in Roudnice in einer Walze zu der folgenschweren Verletzung. „Selten lege ich mich so in eine Walze rein wie an diesem Tag. Aber ich musste einem Torstab ausweichen und erhielt dabei einen mächtigen Schlag vom Wasser“, so Konrad. Die Schulter renkte sich zwar schnell wieder selbst ein. „Das war ein Geräusch wie bei einem Staubsauger“, erinnert sich der Athlet. Die Schmerzen waren aber so stark, dass er nur mit fremder Hilfe das Boot verlassen konnte. Schnell wurde die Verletzung von Ärzten vor Ort diagnostiziert, eine OP war unvermeidlich. Die Fahrt nach Liptovsky-Mikulas, die am selben Abend starten sollte, musste er absagen, ein anderer Sportler wurde nachnominiert. In Liptovsky-Mikulas sollten zwei Wochen später die Weltmeisterschaften stattfinden, und die Nationalmannschaft fuhr ohne Konrad ins Trainingslager in die Slowakei. Auch die Europameisterschaft in Krakau fand ohne ihn statt.
Wie verkraftet man das als neunzehnjähriges Toptalent? „Ich freue mich einfach, dass ich jetzt wieder im Boot trainieren kann“, erklärt Konrad. Auf dem Eiskanal geht das noch nicht, sondern erstmal auf dem Lech. „Die ersten Wochen nach der OP, die gut verlief, habe ich viel gelegen und gelesen. Spaziergängen schloss sich Lauftraining an, dann Stabilisationstraining.“ So baute er das Training begleitet von seinem neuen Trainer Andre Ehrenberg, mit dem er gut klarkommt, langsam wieder auf. Gemeinsam mit Enrico Dietz aus Bad Kreuznach und Jonas Büchner aus Schwerte, die beide in der Nationalmannschaft sind, und mittlerweile in Augsburg leben, bilden sie ein gutes Trainingsteam und profitieren voneinander.
Seit dem Sommer wohnt Konrad in Augsburg, im Bundesleistungszentrum, zusammen mit anderen Leistungssportlerinnen und -sportlern. Auch das hat ihm sicherlich über die lange Regenerationszeit hinweggeholfen. Neben dem Training beginnt er sein Studium der Wirtschaftsingenieurwissenschaften. Und die Aussichten, in die Sportkompanie der Bundeswehr aufgenommen zu werden, sind sehr gut. „Für mich ist es richtig gut, dass ich nun den Winter durchtrainieren kann, um dann im kommenden Jahr bestens vorbereitet zu sein.“ Konrad denkt bereits an die nächste Saison, da will er wieder angreifen, sich für die Nationalmannschaft qualifizieren und eine noch bessere Performance abliefern. Damit liegt er genau richtig. Seine Durchhaltekraft, die Selbstmotivation und der Blick nach vorne helfen nicht nur ihm seine Krise zu bewältigen, sondern können auch Vorbild für andere sein.
Geschrieben: E. Faber WSC