Dormagen, 29.Oktober 2025 Beim 53. Freundschaftstreffen der TID – Tour International Danubien -, das in diesemJahr der Verein für Kanusport Leverkusen (VKL) ausrichtete, paddelten dieDonaubegeisterten am letzten Samstag über den Rhein zum WSC Bayer Dormagen. Den WSC und den VKL verbindet gemeinsam mit dem Uerdinger Kanuverein eine lange Freundschaft und die stand ganz oben auf dem Programm des Treffens.
51 Sportlerinnen und Sportler aus ganz Deutschland, Österreich, Niederlande und
Großbritannien kamen mit ihren bunten Booten den Rhein hinunter und trafen sich
auf dem Gelände des WSC, wo sie bereits mit Kaffee und Kuchen erwartet wurden.
Danach ging es zu einer Stadtführung nach Zons, um dann bei geselligem
Zusammensein Geschichten von den Donaufahrten auszutauschen. Reiner, Jakob,
Theo, Carsten, Thomas und Elsbeth sorgten für die Verpflegung. Jakob hatte den
Pizzaofen schon früh angeheizt und so wurden die Gäste mit vereinten Kräften und
Knowhow mit Flammkuchen aus dem vereinseigenen Holzofen verwöhnt.
„Thank you for visiting my country“, Martina aus Ostfriesland erzählt anschaulich, wie
ergriffen sie war, als eine Einheimische in Serbien am Abend bei einer der vielen
Raststationen ihre Dankbarkeit mit ihren wenigen Englischkenntnissen zum Ausdruck
brachte. Genau wie Gerard aus den Niederlanden ist sie schon mehrfach die
Gesamtlänge von knapp 2500 km auf der Donau gepaddelt. „Anstrengend ist es,
besonders bei Gegenwind, die Hitze manchmal über 40 Grad und die Ein- und
Ausstiegsstellen sind auch nicht immer einfach zu überwinden. Du brauchst ein gutes
Zelt und ein robustes Boot“, Siegrun aus Braunschweig hat bereits mehrere Etappen
– meist gehen sie über zwei Wochen - zurückgelegt. „2028 will ich die ganze Tour
machen. Dann habe ich die Zeit dafür“, plant sie. Der Altersschnitt auf der Tour liegt
bei 60 Jahren. Ein Grund ist sicherlich die Dauer, denn von Ingolstadt, wo das
Abenteuer beginnt, bis zum schwarzen Meer braucht man ca. 12 Wochen und
passiert acht verschiedene Nationen. Mittlerweile gilt die TID als die längste
organisierte Gepäckwanderfahrt der Welt.
Thomas aus Magdeburg hat die komplette Strecke in diesem Jahr zum zweiten Mal
mit seinem Faltboot geschafft. Wie alle anderen schwärmt er von der
Gastfreundschaft der Einheimischen und der Gemeinschaft unter den
Teilnehmenden: „Tagsüber verpflegt man sich selbst, aber abends werden wir immer
eingeladen. Oft gibt es ein Programm mit traditionellen Gesängen und Tänzen. Wir
helfen uns untereinander und nehmen Rücksicht.“ – „Die Earlybirds, so nennen sich
die Frühaufsteher, die vor Sonnenaufgang schon auf dem Wasser sind, standen
direkt neben unserem Zelt, sie waren aber beim morgendlichen Abbau so leise, dass
wir nichts bemerkt haben“, erinnert sich Martina.
„Die TID entstand 1956 aus einer Gruppe junger tschechoslowakischer und
ungarischer Paddler, die für Freundschaft und Frieden ein Zeichen setzen wollten“,
berichtet Ellen Menzinger aus Bayern, Vorstandsmitglied und seit 55 Jahren dabei.
1959 waren dann schon neben Teilnehmern aus Österreich, der Tschechoslowakei,
Ungarn und Jugoslawien auch Paddler aus der DDR, Polen und der Bundesrepublik
dabei, die Fahrt ging von Wien bis Belgrad. Zwei Jahre später wird sie von der ICF,
der international Canoe Federation, anerkannt und immer internationaler mit
Teilnehmern aus der ganzen Welt. „Die Kanuten der DDR wurden von uns
abgeschottet, nähere Kontakte waren da nicht möglich“, erklärt Ellen. 1989 nahmerstmals eine größere Gruppe aus der UdSSR teil, immer wieder gab es Teilstrecken,
die nicht befahren werden konnten. „Mit Rumänien war es lange Zeit schwierig,
Jugoslawien konnten wir über mehrere Jahre nicht befahren“, erinnert Ellen. 2005 bei
der 50. TID ging es erstmals über die Gesamtstrecke von 2455 km von Ingolstadt bis
St. Gheorghe am schwarzen Meer. „das ist ein ganz besonderes Erlebnis, wenn du
aus der uferbegrenzten Donau auf das weite Meer hinausfährst“, schwärmen alle.
Doch wieder haben politische Verhältnisse Einfluss auf die TID, bedauert Ellen:
„Leider hat der schreckliche Krieg Russlands gegen die Ukraine erneut eine
Einschränkung der TID bewirkt.“ Die Tour endet wieder in Brăila in Rumänien, bevor
die Donau eine Grenze mit Moldau und der Ukraine bildet. Eine Befahrung wäre zu
gefährlich. „Hoffentlich können wir die restlichen Kilometer bald wieder paddeln“,
wünschen sich alle. Sie freuen sich schon auf das nächste Jahr, wenn es gilt
gewonnene Freunde wiederzusehen und neue Bekanntschaften und Geschichten zu
erleben.


